Die Gottesdienste der orthodoxen Kirche und die dafür benötigten Liturgischen Bücher

Im Zentrum des orthodoxen Gottesdienstes steht die Feier der Göttlichen Liturgie in der die orthodoxe Gemeinde, versammelt um ihren Bischof oder den von ihm beauftragten Priester die allheilige Eucharistie als ein Lob- und Dankopfer feiert. 

 

Die Göttliche Liturgie (Θεία Λειτουργία, Божественная Литургия) ist das Zentrum - gleichsam das Herz - allen orthodoxen Gebetes. Sie ist eingebettet in einen Zyklus von Gebetszeiten, das Stundengebet, das das Lob Gottes über den gesamten Tageslauf verteilt.

 

Dieser Zyklus der Gebetszeiten beginnt am Vorabend des Tages mit der Vesper. Die Vesper ist das kirchliche Abendgebet und symbolisiert das abendliche Lob- und Weihrauchopfer, das Gott im Jerusalemer Tempel dargebracht wurde. Der Vesper folgt die Komplet, das kirchliche Gebet zur Nachtruhe. In Klöstern beginnt der Tag nach der Nachtruhe mit dem Mesonyktikon. Dieses Mitternachtsgebet wurde ursprünglich in der Mitte der Nacht gehalten.  Dieses Gebet gedenkt der Wiederkunft unseres Herrn Jesus Christus und ruft uns dazu auf, durch ein Gott zu gewandtes Leben darauf vorbereitet zu sein. Dem Mitternachtsgebet folgt das kirchliche Morgenlob 

(griechisch: Ὀρθς; russisch: Утренния ). 

 

Das Morgenlob gewann im Studionkloster in Konstantinopel seine heutige in der Orthodoxie verbreitete Form. Zur Zeit des heiligen Theodor Studites wurden hier zwei Gottesdienste, die Matutin und die Laudes zu einem Gottesdienst zusammengefasst. Dem Morgenlob folgt direkt dieerste Stunde. Vor der Göttlichen Liturgie, während der Priester die Proskomedie, die Vorbereitung der darzubringenden Gaben vollzieht, wird in der Kirche diedritte und sechsten Stundegebetet. Am Abend, vor dem Vespergottesdienst, wird dann als letzter Gottesdienst im Tageskreis die neunte Stunde gebetet. Am Vorabend von Sonn- und Festtagen werden Vesper und Morgenlob zu einem Gottesdienst, der Nachtwache vereinigt. 

Zu den Gottesdiensten gehören auch die spezielle Gebetsandachten die der Priester für die Gläubigen auf deren Bitte in der Kirche hält. Die wichtigsten sind das Moleben und die Pannychida.

 

Das Moleben ist ein Bittgottesdienst der mit und ohne Einschluss einer Kanon- Hymne und/ oder eines Akathistos- Hymnusgehalten werden kann. Zu dieser Art kirchlicher Gebetsandachten gehört auch der "Kleine Bitt- und Trostkanon an die allheilige Gottesgebärerin" (Kleine Paraklisis). Um ein Moleben können die Gläubigen den Priester bitten, wenn sie aus gesundheitlichen und anderen Gründen die Hilfe Gottes erflehen oder Ihm wegen einer erwiesenen Wohltat ihren Dank sagen möchten.

 

Die Pannychida oder der Parastas´ ist ein Bittgebet um die Seelenruhe und die Vergebung der Sünden für unsere zu Gott entschlafenen Angehörigen und Freunde.

 

Das Moleben und die Pannychida werden in unseren beiden Pfarrkirchen in der Regel am Samstag vor dem Vespergottesdienst gehalten.

 

Zu den Gebetsandachten gehören auch die in der Kirche gelesenen Gebete vor und nach der heiligen Kommunion.

Die Texte der kirchlichen Gebete und Gesänge sind für die Feier der Göttlichen Liturgie im Liturgikon dargelegt. Es enthält alles, was der Priester oder Diakon betet, ausruft oder singt. Für den bischöflichen Gottesdienst gibt es das Hieratikon, dass die Gebete der Göttlichen Liturgie in der Anordnung für den Pontifikalgottesdienst mit dem Bischof enthält.

 

Für Leser (Lektoren- oder Psalmsänger) sind andere Bücher bestimmt. Das Stundenbuch enthält die Abfolge der Gottesdienste des Tageskreises: der Vesper, der Matutin, der Horen (Stunden) u. a. Der Psalterenthält die Psalmen, geordnet nach den Kathismen und mit den dazugehörigen Gebeten. Die Sänger und Lektoren verwenden außerdem den Oktoich, das die nach den acht Kirchentönen geordnete Gesangstexte geordnet nach dem Wochenkreis enthält; die Minäen, die in 12 Monatsbänden die Texte für das Fest- und Heiligengedächtnis enthalten; das Fasten- Triodion, das die Gesangstexte der Gottesdienste in der Großen Fastenzeit enthält; das Blumen- Triodion für die Gottesdienste zu Ostern und in der österlichen Festzeit bis einschließlich Pfingsten. Außerdem gibt es noch das Irmologion, das Buch der Hymnen; Stichirarion, das Buch der Stichiren und das Fest - Menaion, das die Gesangstexte der Feste ordnet. Darüber hinaus gibt es heute Bücher für den Gebrauch auf dem Kliros, die auf spezielle Bedürfnisse der Leser, Sänger und Dirigenten eingehen.

 

Die wichtigsten liturgischen Regeln für die Durchführung der Gottesdienste werden in einem Buch erklärt, das Typikon genannt wird. Es gibt eine Ausgabe für die Kirchen der griechischen Tradition und für eine der russisch- slavischen Tradition (Ustav).